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Nach dem fünften Wahlgang kam weißer Rauch.
Der fünfte Wahlgang brachte die Entscheidung: Kardinal Jorge Mario Bergoglio ist das 266. Oberhaupt der katholischen Kirche. In Rom brandet Riesen-Applaus auf, als sich der neue Papst am Mittwochabend auf der Loggia des Petersdoms zeigt. Immer mehr Leute strömen zum restlos überfüllten Petersplatz. Sprechchöre wie "Viva il Papa" oder "Francesco" sind aus allen Ecken zu hören.
Endlich haben wir einen Papst, ruft eine Argentinierin, die begeistert ihre Landesflagge durch die Luft schwenkt. Und dann noch einer aus ihrem Land. Mit ihr sind Zehntausende von Schaulustigen auf dem Petersplatz völlig aus dem Häuschen. "Habemus Papam", verkündet Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran. Die Menge tobt, kreischt, klatscht. Trotz des Dauerregens haben sie zuvor stundenlang unter ihren Regenschirmen in der Kälte ausgeharrt.
Bergoglio, wer?
Ein wenig Irritation macht sich dann doch breit auf dem Petersplatz. Bergoglio, wer? Diese Frage stellen sich nicht wenige. Kurz nach dem Auftauchen des weißen Rauchs waren sich noch die meisten sicher: Der Brasilianer Odilo Scherer oder der Italiener Angelo Scola machen das Rennen. Kaum einer hatte den Erzbischof von Buenos Aires auf der Rechnung. "Den kenn ich gar nicht", meinen einige Pilger und Touristen fast ein wenig enttäuscht über den 76-Jährigen.
Die meisten Schaulustigen zeigen sich aber dennoch zufrieden mit der Papstwahl. Francisco mache einen sympathischen Eindruck. Es sei an der Zeit gewesen, dass es einen Pontifex aus Südamerika gibt. Der deutsche Pilger Max Rainers ist überzeugt: "Der schafft das, die katholische Kirche in die Moderne zu führen. Der macht einen klugen Eindruck und einen vitaleren als Benedikt XVI."
Wie ein Ruhepunkt inmitten des kollektiven Jubels steht die chilenische Nonne Carmen und betet den Rosenkranz. Sie kenne den neuen Papst ganz gut, erzählt sie. Sie bete jetzt zu Maria und zu Gott, dass er die katholische Kirche in die richtige Richtung führe. Die Kirche brauche einen reformfreudigen Papst, der die Belange der globalen Welt kenne. Dafür sei Bergoglio der Richtige. Der neue Pontifex gelte als progressiv.
Der erste aus Südamerika
Er hoffe, dass die Kardinäle eine weise Entscheidung getroffen haben, sagt der Münchner Heiko Frank. Er könne es nicht fassen, dass er seine Rom-Reise zufällig auf den Konklave-Termin gelegt habe und nun Zeuge eines "historischen Augenblicks" geworden ist. Fassungslos schüttelt er immer wieder den Kopf.
Kurz vor dem weißen Rauch machte unter den Journalisten die Runde, dass der frühere Basketball-Superstar Dennis Rodman (51) in Rom eingetroffen sei. Medienberichten zufolge wollte der dunkelhäutige US-Amerikaner den ghanaischen Mitfavoriten für die Papst-Wahl, Kardinal Peter Turkson, unterstützen. Damit setzte Rodman wie einige Pilger auch auf den Obama-Effekt. Der nächste Papst solle ein Schwarzer sein. Auf dem Petersplatz hat man von Rodman allerdings am Abend noch nichts mitbekommen. Er kam einfach zu spät. Der 266. Papst ist nicht der erste Afrikaner auf dem Stuhl Petri, sondern der erste Geistliche aus Südamerika.
Der Papst ist Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Der von den Kardinälen gewählte oberste Repräsentant der katholischen Weltkirche mit mehr als einer Milliarde Christen ist zugleich weltliches Oberhaupt des Vatikanstaates. Seit dem 19. Jahrhundert weiteten sich die Befugnisse des Papstes und Bischofs von Rom in Glaubensfragen durch das 1870 beschlossene Unfehlbarkeitsdogma innerhalb der Kirche aus. In der katholischen Kirche ist der Papst die oberste Autorität. Für andere christliche Kirchen gilt dies als eines der größten Hindernisse auf dem Weg zur Einheit der Christen. Die katholische Kirche leitet die Autorität ihres Oberhauptes aus der Annahme ab, dass er als direkter Nachfolger des Apostels Petrus gilt.