Historische Parkanlagen leiden unter Klimastress

Historische Parkanlagen leiden unter Klimastress
Die heißen, trockenen Sommer bedrohen Deutschlands historische Parks. Einer Studie zufolge sind 59 Prozent der Bäume in den Anlagen bereits geschädigt. Bessere Überlebenschancen haben fremdländische Arten.

Viele der historischen Parkanlagen in Deutschland leiden einer Studie zufolge unter Klimastress und massiven Schädigungen. Grund seien die extremen Wetterphänomene der Jahre 2017, 2018 und 2019, heißt es in einer am Freitag vorgestellten Studie der Technischen Universität (TU) Berlin. In der Folge sei es zu Astbrüchen, Zusammenbrüchen, Entwurzelungen und auch zum Absterben ganzer Baumgruppen und Baumbestände gekommen.

Für den Parkschadensbericht haben die Forscher den Angaben zufolge Datensätze von 62 Parkanlagen aus elf Bundesländern ausgewertet. Dazu gehören unter anderem der Park von Sanssouci, der Park von Schwetzingen und der Englische Garten in München.

Etwa 50 Prozent der erfassten mehr als 157.300 Bäume in Parkanlagen bundesweit seien leicht bis mittelstark beeinträchtigt. Weitere neun Prozent seien schwer beeinträchtigt bis tot. Lediglich 41 Prozent der Bäume seien kaum beeinträchtigt. Zu den Baumarten, die Hitzestress und Trockenheit besser vertragen, gehörten fremdländische Arten wie die Flaum- und Zerr-Eiche sowie die Hopfenbuche und die Silber-Linde.

Die Anzahl der geschädigten Bäume schwanke je nach Parkanlage stark, heißt es. Besonders viele geschädigte Bäume von 90 bis 100 Prozent wiesen die Anlagen in Liebenstein, Wiesbaden, Lichtenwalde, Hamburg Jenischpark und Kassel Schönfeld Park auf. Besonders gering geschädigte Bestände von fünf bis 25 Prozent fänden sich in Pillnitz, Bad Mergentheim, Großsedlitz bei Dresden, im Stuttgarter Schlossgarten und in Rastatt.

Für Studienleiter Norbert Kühn ist eine Verschlechterung der Situation bei den Bäumen eindeutig festzustellen. Dabei seien die Auswirkungen aber vor allem lokal sehr unterschiedlich bei unterschiedlichen Anlagen. "Auch hier zeigt sich wieder, dass man den Klimawandel ernst nehmen muss, sich aber davor hüten sollte, generalisierend überall die gleichen Probleme zu erwarten", sagte der Vegetationsökologe.

Unterschiede zeigten sich nach seinen Angaben auch bei den errechneten klimatischen Wasserbilanzen der einzelnen Parks im Untersuchungszeitraum 2018 bis 2020. Dabei wird ermittelt, wie hoch die Verdunstung nach Niederschlägen ist.

Kühn spricht von zum Teil "erschreckenden Ergebnissen" mit hohen Verlusten unter anderem in Baden-Baden, im Park von Schloss Dyck im Rheinland und im sächsischen Moritzburg. Keinen Verlust dagegen hatten die Parks in München, Linderhof in den Ammergauer Alpen und Feldafing am Starnberger See zu verzeichnen.

In der Untersuchung sei auch deutlich geworden, dass die historischen Parks und Gärten ein Hotspot der biologischen Vielfalt sind, sagte Kühn. In den Katasterdaten der 62 untersuchten Anlagen fanden sich laut Studie 543 verschiedene Baumarten. Dabei gibt es in Deutschland nur 92 heimische Baumarten.

Gefördert wurde die Studie von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). DBU-Generalsekretär Alexander Bonde nannte die Ergebnisse auch einen Handlungsauftrag. "Weil tiefgreifende Veränderungen für Mensch, Natur und Kulturgut drohen, müssen wir viel konsequenter agieren, damit die Lage nicht noch schlimmer wird", sagte Bonde.