Experte fordert: Religion von Flüchtlingen genauer erfassen

Der neue Ankunftsnachweis, aufgenommen am 09.12.2015 in Berlin.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Im neuen Ankunftsnachweis für Flüchtlinge könnte auch die religiöse Ausrichtung genauer erfasst werden.

Experte fordert: Religion von Flüchtlingen genauer erfassen
Der Arabien-Experte Günter Meyer hat die Bundesregierung aufgefordert, im geplanten Flüchtlingsausweis genauere Informationen zur Religion zu erfassen.

Es genüge nicht, darin Islam anzugeben, sondern es müsse die konfessionelle Ausrichtung - etwa sunnitisch oder schiitisch - registriert werden, sagte Meyer am Mittwoch in Stuttgart im Anschluss an den "Runden Tisch Islam" der baden-württembergischen Landesregierung. Andernfalls würden in Flüchtlingsunterkünften islamische Gruppen zusammengefasst, die einander in den Herkunftsländern bekämpft hätten.

Meyer, Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt an der Universität Mainz, rechnet nicht mit einem Rückgang der Migrantenzahlen. "Der Flüchtlingsdruck wird weiter steigen", prophezeite er angesichts einer Verschlechterung der Lebenssituation in allen Ländern des sogenannten Arabischen Frühlings. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass die türkische Dominanz beim Islam in Deutschland durch arabische Zuwanderer zurückgehen wird.

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Der frühere Berliner Innensenator Ehrhart Körting (SPD) empfahl, islamische Jugendarbeit staatlich zu fördern, wie das auch bei kirchlicher und jüdischer Jugendarbeit geschehe. Insbesondere müssten junge Muslime, die mit der Terrororganisation "Islamischer Staat" sympathisierten, frühzeitig erreicht werden. Außerdem brauche es einen islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, "um die Kinder nicht den Koranschulen im Hinterhof zu überlassen", sagte Körting.

Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) wies auf die Bedeutung muslimischer Seelsorger für die Integration von Flüchtlingen hin. Mit Unterstützung des Landes würden bis Mitte des Jahres 90 Seelsorger für die psychosoziale Notversorgung sowie 25 für die Arbeit in Gefängnissen ausgebildet. Öney warb für eine Fortsetzung des vor fünf Jahren ins Leben gerufenen Runden Tisches Islam auch nach der Landtagswahl im März.